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09. Ein Blättchen im Winde
Einst fand ich ein Bäumchen im sonnigen März und schnitt in die Rinde ein sehnendes Herz, doch lief aus dem Herzen, - ich glaubte es kaum -, ein harz-gold´nes Tröpfchen als Träne vom Baum. Den schimmernden Tropfen ganz zart in der Hand bat ich um Verzeihung, ich glaub´, er verstand; Gefühle und Schmerzen miss´ niemals daran ob der, dem du weh tust, auch ”Au” sagen kann. Ich lief ein paar Schritte durch wogendes Grün und sah voller Freude das Leben erblüh´n, die Büsche und Bäume voll zartgrüner Pracht, verhaltenes Zwitschern, - der Frühling erwacht. Mein Blick streift durchs Grüne, ich atme den Duft von Frühling und Blüten, von lebender Luft, der Baum auf der Wiese, - nicht allzu weit weg -, verharrt dort in Schönheit, grad´ zu diesem Zweck. Gewachsene Anmut, verwurzelter Stolz, ein Beispiel der Schöpfung aus lebendem Holz, die spielenden Zweige, - wie Finger beim Kind -, sie tanzen am Himmel und fangen den Wind. Da plötzlich ein Windstoß, - das Laub, es erbebt -, ein Blättchen, es klammert, grad´ so als wenn´s lebt, es kann sich nicht halten, die Kraft reicht nicht aus, im Spiel mit dem Winde reißt dieser es aus. Der Wind trägt´s zu Boden, behutsam und sacht, - er hat es bestimmt nicht mit Absicht gemacht -, grad´ vor meinen Füßen legt er es bereit als wollt er mir sagen: ”Es tut mir doch leid”. Ich nehme das Blättchen, so zart und so klein, und spüre wie´s zittert, da fällt mir was ein, man mag gar nicht glauben, was Harz alles kann, ich lauf´ zu dem Bäumchen und kleb´s wieder an. |
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