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05. Die wirklich wahre Geschichte vom 1. April
Zur Frühjahrszeit gibt´s einen Tag den jeder Schelm besonders mag, denn heut´ am Ersten schickt man still und straflos sich in den April. Das ist so lang schon guter Brauch dass kaum noch einer, Du doch auch, noch weiß wie einst in Anderland der allererste Scherz entstand. Wer jetzt sofort zum Atlas rennt weil er das Anderland nicht kennt sei gleich belehrt, man findet´s nicht, drum wart´ halt ab, hör die Geschicht´.
Historisch ist es nicht ganz klar wo ganz genau, in welchem Jahr, ein junger Mann, der Ander hieß, auf ein vergess´nes Bergdorf stieß. Die Straßen schmutzig, trist und grau, die Leut´ bescheiden, nicht sehr schlau, die Kinder hungrig und zu klein, schien alles furchtbar arm zu sein. Dies wäre nicht Erwähnung wert wär da nicht etwas grundverkehrt, denn auf den Feldern, wo man schaut, war gold´ner Weizen angebaut und an dem Hang, voll Saft und schwer, hing dichtgedrängt ein Traubenmeer. Ein Mütterchen, mit Stock und Tuch fragt Ander sanft: ”Sag, welcher Fluch traf dieses Dorf, dass jedes Kind und alle Leut´ am Hungern sind?”
Die alte Frau sprach: ”Du bist fremd, trägst feste Schuh, ein saub´res Hemd, zieh weiter und schau nie zurück, dann bleibt es so, halt fest am Glück.”
”So geht das nicht!” sprach Ander fest. ”Es sieht hier aus wie nach der Pest und dabei steht hier dicht an dicht der Reichtum und ihr seht ihn nicht.”
”Oh junger Freund, dies alles hier gehört nicht uns und auch nicht dir, selbst dieses Land mit jedem Strauch ist Kronbesitz, und wir sind´s auch.”
”Ein Mensch gehört nur sich allein und kann auch nie Besitztum sein. Wer euch so zwingt und darben lässt ist wohl der Satan und die Pest wär für ihn schon als Lohn zuviel für dieses wahre Teufelsspiel.”
”Sei achtsam, Freund, so mancher schon” warnt da ein Mann in leisem Ton, ”sprach vor dir schon solch böses Wort und tags darauf bracht´ man ihn fort.”
Beim Klang der Stimme ward sogleich das Mütterchen erst starr, dann bleich, griff Stock und Tuch, verschwand dann stumm und fragend dreht sich Ander um: ”Wer bracht´ ihn fort und sag, wohin? Das Alles hier ist ohne Sinn. Die Leute sind wie Puppen nur, die tanzen, nach des Spielers Schnur.”
”Mein junger Freund, dies scheint nur so. Die Leute hier sind arm, doch froh, denn jeder ist, von Wiege an, dem König treuer Untertan.”
”Ein solcher König,” Ander lacht, ”der sich aus seinem Volk nichts macht und den man nur aus Angst verehrt, ein solcher König ist nichts wert.”
Dann plötzlich schaut er rundherum sich nach verborg´nen Lauschern um, winkt dann vertraut und denkt bei sich: `Na warte Schuft, dich narre ich.´ Der schlecht getarnte Hofspion, trug unter Lumpen, Ton in Ton, ein gold´nes Hemd, doch er vergaß dabei den edlen Mottenfraß. So kam´s, dass er aus jedem Loch nach Seife, nicht nach Bettler roch und in der Sonne fing er dann zu Anders Freud´ zu blinken an. ”Und außerdem” sprach Ander leis, ”gibt´s etwas, was der Schuft nicht weiß, denn bald schon, Freund, ist´s eins, zwei, drei, mit seiner Herrschaft ganz vorbei.”
”Was gibt es wohl” sprach da der Mann, ”das so ein Bursche wissen kann, was selbst der König hier nicht weiß und sag´, mein Freund, wie ist dein Preis?” ...... |